Dinah Radtke

Dinah Radtke wurde 1956 in Bamberg geboren, ist gehbehindert und bekam mit 14 Jahren ihren ersten Rollstuhl. Nach dem Schulabbruch stand ihr ein isoliertes Leben als „höhere Tochter“ bevor, bis sie mit 18 am neugegründeten Telekolleg ihre Mittlere Reife nachholte. Mit 21 verließ sie das Elternhaus, um eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin zu machen. Ihre Ausgrenzung als Rollstuhlfahrerin, ihr gewachsener Mut zur Selbstbehauptung und ihr Engagement für Behinderte an der Universität brachten sie zur Bewegung Selbstbestimmt Leben.

„Der Freund meiner Schwester war ziemlich intellektuell und hat sich mit mir auch über Literatur unterhalten. Der hat immer gesagt: “In der Dinah, da steckt was, die ist intelligent.“ Das hat mich aufgebaut. Man muss sich vorstellen: Immer zu Hause, immer nur das Leben durch die Schwestern mitbekommen. Und als ich 18 war, gab es plötzlich das Telekolleg.“
„Sie hat für mich einen Weg zur Uni ausgekundschaftet, nämlich über das dahinterliegende Theater, dort gab es eine Rampe. Sie selbst musste durch die Kellerflure der Uni und mir die Türen öffnen. So haben wir das gemacht. Das war auch der Anlass, dass die Uni meinetwegen die erste Rampe gebaut hat.“
„Das war eine wirklich wilde Zeit. Wir haben gewusst, dass wir etwas tun müssen für barrierefreie Wohnungen. Und dass die Uni zugänglich werden muss, denn die Rampe dort war zu steil. Da bin ich runtergerutscht mit dem Rollstuhl und habe mich am Fuß verletzt. So fing das an: Erst Uni-Kontakte und dann Stadtkontakte.“

 

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Dieses Interview wurde geführt von Andreas Brüning.