Hans-Günter Heiden wurde 1953 in Düren im Rheinland geboren. Er ist freiberuflicher Publizist, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) und Lobbyist. Sein Begriff von Behinderung ist nicht medizinisch, sondern menschenrechtlich begründet. Nach seinem Studium der Heilpädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Köln arbeitete er ab 1978 zunächst als Sonderschullehrer an einer Schule für Lernbehinderte in Berlin, war mit der damaligen Sonderschulpraxis aber nicht einverstanden. So studierte er Publizistik und engagierte sich in einem rollstuhlgerechten Café-Projekt für Behinderte und Nichtbehinderte, wo er die Kulturarbeit aufbaute. Im Jahr 1986 wechselte er als Chefredakteur der Zeitschrift LEBEN&WEG zum  Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. und hat 1990 den ‚Initiativkreises Gleichstellung Behinderter‘ mitgegründet. 1993 koordinierte er die Anhörung der Behindertenverbände vor der Verfassungskommission und in den Jahren 2012 - 2015 die Allianz der deutschen Zivilgesellschaft zur UN-Behindertenrechtskonvention (BRK-Allianz). Zusammen mit seiner Frau Dr. Sigrid Arnade betreibt er das Medienbüro ‚JoB - Journalismus ohne Barrieren‘. Neben seinen Themenschwerpunkten gesetzliche Gleichstellung behinderter Menschen, Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten setzt er sich auch für barrierefreies Naturerleben ein.

Und weil wir hier über Behindertenpolitik sprechen, ist es mir wichtig festzuhalten, dass es mittlerweile ein neues Verständnis von Behinderung gibt: Der Abschied vom medizinischen Modell von Behinderung, das davon ausgeht, dass da irgendwo ein Defekt ist, und dieser Defekt dafür verantwortlich ist, dass die Teilnahme an der Gesell-schaft, Inklusion, nicht gelingt. Das ist spätestens mit der UN-Behindertenrechtskonvention, über die wir gleich noch sprechen werden, anders. Dort ist das menschenrechtliche Modell von Behinderung maßgeblich, das besagt: Da ist eine Beeinträchtigung – sichtbar oder nicht sichtbar –, und wenn die mit einer Umwelt zusammentrifft, die eine Barriere darstellt – eine reale Barriere oder eine einstellungsbedingte Barriere –, dann ist das Ergebnis dieses komplexen Prozesses ein Behinderungskonstrukt.

Und gleichzeitig hat in den USA das Repräsentantenhaus ein neues Gesetz verabschiedet, den sogenannten Americans with Disabilities Act (ADA). Ich war fasziniert von diesem neuen Ansatz, von Barrierefreiheit und Gleichstellung und dem Bürger-rechtsansatz. Ich dachte, das brauchen wir in Deutschland auch.

Besonders konzentriert habe ich mich auf den Bereich ‚rechtliche Gleichstellung, in-ternationale und europäische Gleichstellung‘. Ich habe auch zur europäischen Behindertenpolitik gearbeitet, besonders zu allen Aspekten von Barrierefreiheit, universellem Design und auch zur rechtlichen Gleichstellung von Menschen mit sogenannten geistigen Behinderungen, Menschen mit Lernschwierigkeiten. Vielleicht lag das auch ein bisschen daran, dass ich früher an einer Lernbehindertenschule unterrichtet habe.

Das ganze Interview finden Sie hier als PDF

Dieses Interview wurde geführt von Jörg von Bilavsky.